Zum Hauptinhalt springen

Sturzprophylaxe: das Sturzrisiko für ältere Menschen minimieren

Ein Sturz im Alter kann ernsthafte Folgen haben. Mit einer guten Sturzprophylaxe lassen sich viele Risikofaktoren für einen Sturz und damit verbundene Verletzungen minimieren. Erfahren Sie hier, worauf es bei der Sturzprävention ankommt!

Gestürtzter Mann
© Ground Picture | Shutterstock

Wohl jeder kennt es: das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und zu stürzen. Als Kind tragen wir meist nur ein aufgeschlagenes Knie davon, das schnell mit einem Pflaster versorgt wird – und dann laufen wir schon wieder weiter. Was bei jungen Menschen selten ernste Folgen hat, birgt im Alter große Risiken. Daher ist die Sturzprophylaxe für ältere Menschen und ihre Angehörigen sowie in der Pflege ein wichtiges Thema.

 

Wie verändert sich die Sturzgefahr im Alter?

Das Risiko für einen Sturz steigt im Alter deutlich an. Ab dem 65. Lebensjahr fallen rund ein Drittel der Menschen einmal pro Jahr hin – oder sogar öfter. Besonders ausgeprägt ist das Sturzrisiko bei Menschen, die das 80. Lebensjahr überschritten haben. Die Gründe für die veränderte Sturzgefahr im hohen Alter sind vielfältig.

Hier ist zunächst die nachlassende Sinnesleistung zu nennen: Das Sehvermögen und die Konzentrationsfähigkeit verschlechtern sich, sodass Stolperfallen zu spät erkannt oder Höhenunterschiede bei Treppen und Schwellen nicht richtig eingeschätzt werden. Auch das verringerte Hörvermögen kann dazu beitragen, dass die räumliche Orientierung schlechter wird oder dass ältere Menschen sich erschrecken, weil sie beispielsweise ein sich näherndes Fahrrad nicht gehört haben.

Hinzu kommt, dass die allgemeine Reaktionszeit durch altersbedingte Prozesse verlangsamt wird. Selbst wenn eine Stolperfalle entdeckt wird, ist es dann oft bereits zu spät, um noch rechtzeitig zu reagieren. Der Gleichgewichtssinn arbeitet im Alter nicht mehr so gut, die Muskulatur bildet sich zurück. Längeres Stehen fällt schwer und der Bewegungsablauf beim Gehen wird unsicherer.

Häufig leiden Senior:innen unter Herz-Kreislaufbeschwerden, Blutdruckschwankungen und Schwindelgefühlen, die ebenfalls zu Stürzen führen können. Manche Medikamente erhöhen zusätzlich das Sturzrisiko, da sie Müdigkeit, Erschöpfung oder Schwindelanfälle auslösen können. Das sogenannte Drangwandern bei Demenz birgt eine besonders hohe Gefahr für betroffene Personen, zu stürzen.

 

Welche Folgen hat ein Sturz für die Betroffenen?

Eine gute Sturzprävention ist wichtig, denn: Das Risiko für ernsthafte Verletzungen in Folge eines Sturzes ist bei Seniorinnen und Senioren deutlich erhöht. Schon ein einfacher Sturz kann bei älteren Menschen nicht nur schmerzhafte Prellungen und Hämatome, sondern aufgrund von Osteoporose auch schnell Knochenbrüche verursachen.

Komplizierte Brüche wie zum Beispiel ein Oberschenkelhalsbruch, ein Hüftbruch oder ein Schulterbruch heilen in fortgeschrittenem Alter nur schlecht und müssen häufig operiert werden. Oft ist danach eine aufwändige Rehabilitation notwendig, um die Muskulatur wieder aufzubauen und die körperliche Mobilität wiederzuerlangen. Schwere Kopfverletzungen wie ein Schädel-Hirn-Trauma sind ebenfalls eine Gefahr bei Stürzen. Nicht zu vernachlässigen sind neben den körperlichen auch die psychischen Folgen eines Sturzes: Ist ein älterer Mensch einmal gestürzt, wird er durch diese Erfahrung oft unsicherer. Aus Angst vor einem erneuten Sturz bewegt er sich noch zaghafter und weniger.

Ein Teufelskreis, denn gerade dieses Verhalten kann das Risiko für einen erneuten Sturz vergrößern. Bei Senior:innen führt der damit verbundene Bewegungsmangel zu einem noch schnelleren Verlust der motorischen Fähigkeiten und Mobilität. Diese folgenschweren Wechselwirkungen in der Zeit nach einem Sturz bezeichnet man als Post-Fall-Syndrom.

 

Welche Risikofaktoren für Stürze gibt es?

Für ältere Menschen und ihre Angehörigen ist es wichtig, die typischen Ursachen für Stürze zu kennen, denn nur so ist eine wirksame Sturzprophylaxe möglich. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten von Risikofaktoren – solche, die in der Person selbst begründet sind (intrinsisch) und solche, die sich auf ihre Umwelt beziehen (extrinsisch).

Zu den wichtigsten intrinsischen Faktoren für Stürze im Alter gehören:
 
•         Muskelatrophie und Muskelschwäche
•         Neurologische Probleme und Empfindungsstörungen in den Beinen
•         Schwindel und  Gleichgewichtsstörungen
•         Demenz und Verwirrtheit
•         Blutarmut oder allgemeine Schwäche
•         Seh- und Hörminderung
•         Herz-Kreislauf-Erkrankungen
•         Gliederschmerzen bei Arthritis
•         Andere Erkrankungen wie Parkinson oder Diabetes
•         Bestimmte Medikamente, welche die Reaktionszeit verlangsamen
•         Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmittel
•         Alkoholgenuss
 
Zu den wichtigsten extrinsischen Faktoren für Stürze im Alter gehören:
 
•         Stolperfallen wie freiliegende Kabel oder herumliegende Gegenstände
•         Treppen, Schwellen oder unebene Böden
•         Nasse oder rutschige Fußböden, insbesondere im Badezimmer
•         Keine ausreichende Beleuchtung
•         Schlecht passende Schuhe
•         Zu lange Hosenbeine oder ein zu langer Rock

 

Sturzprophylaxe: Welche Maßnahmen gegen Stürze gibt es?

Als Sturzprophylaxe bezeichnet man verschiedene Maßnahmen, um das Risiko für gefährliche Stürze bei älteren Menschen zu reduzieren. Sie sollten ab einem bestimmten Lebensalter angewendet werden, insbesondere bei alleinlebenden Menschen, aber auch, wenn bereits gewisse Probleme wie Gangunsicherheiten oder Stolpern auftreten.

Geeignete Maßnahmen der Sturzprävention gliedern sich in folgende vier Bereiche auf:

1. Sturzprophylaxe-Maßnahmen für zu Hause
Eine möglichst barrierefreie Wohnung ist wichtig, um Stürze zu vermeiden. Auf den Wohnraum ausgerichtete Maßnahmen sind zum Beispiel der seniorengerechte Umbau des Badezimmers mit einer ebenerdigen Dusche und verschiedene Haltegriffe in der Dusche und am WC. Ein Hausnotruf ist als technisches Hilfsmittel ebenfalls empfehlenswert.
Gehen Sie gezielt durch das Haus und achten Sie auf potenzielle Stolperfallen: Das können herumstehende Möbelstücke – wie kleine Beistelltische – sein, Dekorationsgegenstände wie Vasen, aber auch Türschwellen oder eine hohe Teppichkante. Eine gute Beleuchtung ist ebenfalls wichtig: Es sollte keine dunklen Ecken oder Winkel geben, insbesondere Treppenstufen müssen gut ausgeleuchtet sein, ohne dass Blendeffekte auftreten. Damit Betroffene nachts nicht lange nach dem Lichtschalter suchen müssen, bietet sich auch eine per Bewegungsmelder gesteuerte Beleuchtung an.
Glatte Untergründe oder rutschende Teppiche sollten mit rutschfesten Unterlagen versehen werden. Damit kein Tritthocker oder gar eine Leiter benötigt wird, sollten alle für den Alltag benötigten Gegenstände in Griffweite in Regalen und Schränken eingeräumt sein. Besonders riskant ist das nächtliche Aufstehen aus dem Bett, daher ist es in der Pflege oft sinnvoll, ein höhenverstellbares Bett, zusätzliche Handläufe und eine gepolsterte Sturzmatte am Bett zu verwenden.
Eine weitere wichtige Maßnahme: Seniorinnen und Senioren sollten passende Kleidung tragen, über die sie nicht stolpern können, und ein festes, stabilisierendes Schuhwerk, das dem Fuß ausreichend Halt gibt. Im Bedarfsfall kann eine Gehhilfe Verwendung finden, wie beispielsweise ein Gehstock oder ein Rollator. Achten Sie darauf, dass die Mobilitätshilfe passend für die individuellen Ansprüche und Körpermaße eingestellt ist.


2. Sturzprophylaxe-Maßnahmen für unterwegs
Auch draußen ist geeignetes Schuhwerk unerlässlich, eine Gehhilfe kann ebenfalls ratsam sein. Bei weiteren Strecken ist ein Rollator oder ein Elektrofahrstuhl oft eine erhebliche Entlastung. Auch die Versorgung mit einer geeigneten Seh- und Hörhilfe sind wichtig, damit die Betroffenen Stolpergefahren wie einen hohen Bordstein rechtzeitig erkennen können. Daher sollten Seniorinnen und Senioren regelmäßig vom Augenarzt und Ohrenarzt untersucht werden.


3. Personenbezogene Sturzprophylaxe-Maßnahmen
Zu personenbezogenen Maßnahmen sind vor allem gezielte motorische Übungen und Bewegungstraining zu nennen, die das Gleichgewicht fördern und die Muskulatur erhalten sollen – beispielsweise Kniebeugen am Stuhl oder Hanteltraining im Sitzen. Solche Übungen sollten mit individueller Anleitung unter fachlicher Begleitung stattfinden. Sprechen Sie den behandelnden Hausarzt darauf an, damit er ein Rezept für Physiotherapie oder Ergotherapie ausstellt. Insbesondere bei Demenzkranken ist eine besondere Sturzprophylaxe nötig, da diese durch das Drangwandern und die zeitweilige Verwirrtheit stärker gefährdet sind. Hier ist oft auch die Verwendung von speziellen Protektoren für Kopf oder Hüfte sinnvoll.


4. Medikamentenbezogene Maßnahmen
Da ältere Menschen und Pflegebedürftige meist mehrere verschiedene Präparate einnehmen müssen, die unerwünschte Wechselwirkungen haben können, spielt auch die medikamentenbezogene Sturzprophylaxe eine wichtige Rolle. Beim Medikamentenmanagement sollte darauf geachtet werden, dass Schlaf- oder Beruhigungsmittel nicht zu spät am Abend eingenommen werden, da sie in diesem Fall am nächsten Morgen noch wirken und das Sturzrisiko erhöhen können. Bei bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva sollte das individuelle Sturzrisiko abgesprochen und eine individuelle Nutzen- und Risikoabwägung durchgeführt oder über Alternativen nachgedacht werden.

Betroffene erhalten weitere Informationen bei der Pflegeberatung (z. B. über die Datenbank der Stiftung ZQP) oder der Bundesinitiative Sturzprävention.

Welche Hilfsmittel für die Sturzprävention gibt es?

Im Sanitätshaus erhalten Sie zahlreiche Hilfsmittel für eine wirksame und individuelle Sturzprophylaxe zu Hause, unterwegs und in der Pflege. Dazu gehören:

•         Gehhilfen und Rollatoren
•         Höhenverstellbare Betten
•         Sturzmatten vor dem Bett
•         Rutschsichere Badewanneneinlagen
•         Badewannenlifter und Badewannensitze
•         Duschhocker, Duschstühle und Duschklappsitze
•         Toilettenstühle und Toilettenstützgestelle
•         Haltegriffe und Handläufe
•         Treppenlifte und Absperrgitter
•         Kopf- und Hüftprotektoren
•         Stabilisierendes Schuhwerk
•         Anti-Rutschsocken
•         Hausnotrufsystem im Fall eines Sturzes
•         Kantenschoner für Möbel

Lassen Sie sich vom Fachpersonal kompetent und individuell beraten. Unsere gelisteten Sanitätshäuser finden Sie über die Sanitätshaussuche.