WvD zum Koalitionsvertrag

„Wir versorgen Deutschland“ (WvD) begrüßt, dass CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag zentrale Herausforderungen der Gesundheitsversorgung in Deutschland ansprechen und die Rolle der Hilfsmittelleistungserbringer stärken wollen. Das Bekenntnis zu mehr Vertrauen und Verantwortung in die Gesundheitsberufe ist ein Schritt in die richtige Richtung – doch an entscheidenden Stellen bleibt der Vertrag vage oder greift zu kurz.
„Die Koalition hat wichtige Weichen gestellt und erkennt an, dass Leistungserbringer in der Hilfsmittelversorgung mehr Verantwortung und Gestaltungsspielraum verdienen – das ist ein überfälliges Signal“, erklären die WvD-Generalsekretäre Kirsten Abel und Patrick Grunau. „Doch diese Wertschätzung muss sich auch in konkreten Maßnahmen für die Hilfsmittelversorgung niederschlagen – sonst bleibt das Versprechen eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems ein Papiertiger.“
Versorgungskompetenz: Sanitätshäuser, orthopädietechnische Werkstätten und HomeCare-Dienstleister tragen täglich dazu bei, Selbstständigkeit, Teilhabe und Lebensqualität zu sichern. Ihre Arbeit ist essenziell – im Alltag und im Katastrophenfall. Dennoch spiegelt sich diese Bedeutung im Vertrag nicht ausreichend wider. Hilfsmittelversorgung ist kein Industrieprodukt, sondern das Ergebnis von Versorgungskompetenz, Fertigungskunst, individueller Beratung und therapeutischer Begleitung. Innovationen entstehen nicht nur in Laboren oder Konzernen, sondern ebenso in Werkstätten, Sanitätshäusern und im unmittelbaren Kontakt mit den Patienten.
Digitalisierung: Die angekündigten Digitalreformen eröffnen Chancen für eine vernetzte Versorgung. Umso unverständlicher ist die erneute Verschiebung der elektronischen Verordnung für Hilfsmittel auf 2027 – ein Rückschritt. Die Einbindung der Hilfsmittelleistungserbringer in die elektronische Patientenakte mit Lese- und Schreibrechten ist überfällig. Digitale Anwendungen müssen alle Versorgungsbereiche erreichen – nicht nur ausgewählte.
Bürokratieabbau: Die Ankündigung, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, ist überfällig. Die Hilfsmittelversorgung ist durch aufwändige Dokumentationspflichten, uneinheitliche Abrechnungsverfahren und formbedingte Retaxationen besonders betroffen. Einheitliche Prozesse, administrative Rahmenverträge und digital gestützte Genehmigungsverfahren können Versorgungsqualität sichern und Fachkräfte entlasten. Diese Reformen dürfen nicht an Berufsgruppengrenzen enden.
Inklusion und Teilhabe: Das klare Bekenntnis zur UN-Behindertenrechtskonvention ist zu begrüßen. Doch echte Teilhabe gelingt nur mit barrierefreiem Zugang zu individuell angepassten Hilfsmitteln – wohnortnah und ohne bürokratische Hürden. Die Hilfsmittelversorgung muss als Voraussetzung für Inklusion begriffen und entsprechend gestärkt werden.
Systemische Einbindung: Ein modernes Gesundheitssystem braucht berufsgruppenübergreifende Kooperation. Gesundheitsberufe, die den Großteil ihrer Versorgung im GKV-System leisten, müssen systematisch in Versorgung, Digitalisierung und gesundheitspolitische Gremien eingebunden werden. Wer Versorgung gemeinsam gestalten will, muss auch Augenhöhe schaffen.
„Jetzt gilt es, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, Bürokratie abzubauen und die Hilfsmittelversorgung als das zu begreifen, was sie ist: ein zentrales Element moderner Gesundheitsversorgung, das Lebensqualität sichert, vermeidbare Operationen verhindert, Pflegebedürftigkeit hinauszögert und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht“, betonen die WvD-Generalsekretäre Kirsten Abel und Patrick Grunau. „Wir stehen bereit, diesen Weg gemeinsam mit der Politik, den Krankenkassen und allen anderen Beteiligten zu gestalten.“
Diese Pressemitteilung wurde von „Wir versorgen Deutschland“ verfasst und ist zuerst auf wirversorgendeutschland.de erschienen.
Zum Bündnis „Wir versorgen Deutschland“:
Knapp 25 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland benötigen die Versorgung mit Hilfsmitteln. Für Teilhabe und Lebensqualität dieser Patienten und Patientinnen sind diese Versorgungen elementar: Sie gewährleisten den Erfolg ihrer Krankenbehandlung, beugen drohenden Behinderungen vor oder gleichen bereits bestehende Handicaps aus. Mehr als 120.000 Mitarbeiter und mehr als 8.000 Leistungserbringer in den Bereichen Orthopädietechnik, Orthopädieschuhtechnik, Reha-Technik und Homecare verantworten die wohnortnahe und qualitätsgesicherte Versorgung dieser Patienten und Patientinnen.
Die im Bündnis zusammengeschlossenen Partner zählen zu den maßgeblichen Spitzenverbänden und Zusammenschlüssen von Leistungserbringern. In ihrer Verantwortung für die qualitätsgesicherte, wohnortnahe und wirtschaftliche Versorgung haben sich die Partner auf die gemeinsame Verfolgung politischer Positionen geeinigt. Zu dem Bündnis gehören: Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik, EGROH-Service GmbH, ORTHEGROH eG, Reha-Service-Ring GmbH, rehaVital Gesundheitsservice GmbH, die Sanitätshaus Aktuell AG sowie der Verband Versorgungsqualität Homecare e.V.
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