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Orthesen: was sie leisten und wann man sie braucht

Orthesen wurden entwickelt, um Gelenke, Bänder und Knochen zu stabilisieren. Zu Art und Verwendung berät der fachkundige Mitarbeiter im Sanitätshaus.

Surferin mit Orthese
© Bauerfeind AG

Orthesen können Gelenke oder Körperpartien schützen und sie in ihrer Funktion unterstützen oder – falls medizinisch erforderlich – auch ruhigstellen.

Ihr Zweck ist es, Schmerzen zu lindern (wie etwa bei Verletzungen, einer Überlastung, bei Altersbegleiterscheinungen oder nach einer OP) oder zur Prävention eingesetzt zu werden (Vorbeugung von Verletzungen oder Verschleiß).

Begriffserläuterung:
Der Begriff Orthese ist ein Kunstwort, das aus dem Altgriechischen gebildet wurde. Orthos bedeutet so viel wie aufrecht – in Anlehnung daran, dass eine Orthese ein Hilfsmittel zur Stabilisierung eines Körperteiles ist.  

Was sind Orthesen?

Orthesen sind medizinische Hilfsmittel. Sie wurden entwickelt, um Gelenke, Bänder und Knochen zu stabilisieren. Die Orthese wird von außen um das Gelenk gelegt und umschließt es. So können sie Haltung und Bewegung sanft korrigieren, durch leichten Druck eine stützende Kompression erreichen oder es entlasten. Dabei können die Hilfsmittel aus unterschiedlichen Materialien bestehen – je nachdem, wie viel Beweglichkeit, Stabilisierung oder Ruhigstellung gewünscht wird. Orthesen bestehen aus steifem Kunststoff, häufig in Verbindung mit Stoff oder Nylon mit Klettverschlüssen.

Wann braucht man eine Orthese?

Orthesen werden nicht, wie Bandagen, zur Prophylaxe eingesetzt, sondern zur Behandlung. Sie müssen individuell angefertigt werden. Eine Orthese verfügt über starre Schienen aus Kunststoff oder Metall oder versteifende Anteile aus formfestem Schaumstoff. Sie beeinflusst die Beweglichkeit und Stabilität des Gelenkes erheblich. Sie dienen daher auch der Ruhigstellung von Gelenken. Auch bei der Rehabilitation helfen sie, indem sie physiotherapeutische Übungen und Training erlauben, ohne dass die zu versorgende Person Schmerzen hat oder die Bänder und Sehnen zu stark belastet werden. Die Patientenbefragung lfD Allensbach zeigt auf, dass neben der Linderung von Schmerzen durch das Tragen von Orthesen insgesamt weniger Medikamente benötigt und operative Eingriffe vermieden werden können.

Typische Einsatzbereiche sind:

  • Vorbeugung, Reduktion und Stabilisation von Fehlstellungen
  • Stabilisierung und Einschränken der Gelenkbeweglichkeit bei der Rehabilitation
  • Ausgleich von Muskelschwächen oder gezielte Kontrolle von Verkrampfungen
  • Reduktion oder Umverteilung von Gelenkbelastungen
  • Ausgleich bei verkürzten oder fehlgeformten Körperteilen

Der Unterschied zwischen Orthesen und Bandagen:

Die Begriffe Orthese und Bandage werden häufig synonym verwendet. Das ist streng genommen nicht korrekt: Bandagen (Bild rechts) bestehen ausflexiblen Textilien. Häufig verfügen sie über Einlagen (sog. Pelotten) aus Silikon oder festere Bereiche aus Schaumstoff, jedoch nicht über eine harte Schiene oder andere starre Teile. Sie passen sich dem Körper an und müssen nicht maßangefertigt werden.

Bandagen bieten im Vergleich ein geringeres Maß an Stabilisierung. Dadurch bleibt man mit einer Bandage vollständig mobil. Durch leichte Kompression auf das darunterliegende Gewebe wird die Durchblutung gefördert und das Gelenk gewärmt. Auf diese Weise können sie seine Funktion wohltuend unterstützen.

Auch beim Sport werden sie angewendet, um das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Ein weiterer Einsatzbereich für Bandagen sind Gelenkentzündungen. Die verbesserte Durchblutung unterstützt den Heilungsprozess und lindert den Schmerz.

Welche Orthesen gibt es?

Halskrause: Die Halskrause stellt die Halswirbelsäule ruhig. Getragen werden sie vor allem bei Brüchen der oberen Halswirbel, aber auch bei Schleudertrauma oder Nervenschädigungen.

Knieorthese: Die Knieorthese findet häufig bei Verletzungen der Knie oder nach Knieoperationen Verwendung. Sie umschließt das Knie und stellt es ruhig oder entlastet es.

Sprunggelenksorthese: Diese Hilfsmittel werden meist bei der Rehabilitation getragen – zum Beispiel bei einem Bänderriss oder einer Sehnenentzündung im Sprunggelenk. Sie umfasst einen Teil des Fußes und des Unterschenkels.

Fußorthese: Eine Orthese am Fuß kann bei Fehlstellungen eine wertvolle Unterstützung bieten und mehr Mobilität ermöglichen.

Ellenbogenorthese: Bei Entzündungen am Ellenbogen wie dem gefürchteten Tennisarm sind Ellenbogenprothesen eine große Hilfe. Sie stellen den Ellbogen ruhig, erlauben aber ein gewisses Maß an Mobilität.

Schulterorthese: Nach Schulteroperationen oder bei der sogenannten Kalkschulter werden Schulterorthesen verwendet. Auch bei einer steifen Schulter oder ausgekugeltem Schultergelenk unterstützen sie den Heilungsprozess und bieten Entlastung.

Rückenorthese: Rückenorthesen kommen bei Rückenschmerzen, Hexenschuss, Ischiasbeschwerden oder chronischen Krankheiten zum Einsatz. Sie stabilisieren die Wirbelsäule und gleichen Belastungsmomente aus.

Korsett: Die Rückenorthese oder Rumpforthese wird bei Kindern eingesetzt, die unter einer Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) leiden. Bei gebrochenen Wirbeln dient das Korsett der Fixierung und Ruhigstellung der Wirbelgelenke.

Handgelenkorthese: Ein häufiger Einsatzbereich von Handgelenkorthesen ist das Karpaltunnelsyndrom – eine nervliche Überlastung des Handgelenkes, die sich durch den sogenannten Mausarm ankündigt.

Fingerorthese: Eher selten werden Fingerorthesen angewendet. Sie können bei Frakturen, Bänder- und Sehnenrissen oder Operationen für die Ruhigstellung und Stabilisierung des Gelenkes sorgen.

Unser rehaVital-Lesetipp:
In unserem Beitrag Ein starker Rücken im Homeoffice finden Sie weiterführende Informationen zur Rückenorthese.

Wo bekommt man eine Orthese?

Das orthopädische Hilfsmittel muss maßangefertigt werden. Dabei sollte sie nicht nur zur Körperform passen, sondern auch zum individuellen Einsatzzweck. Eine Orthese, die nicht passt, kann zu Druckstellen und Durchblutungsstörungen führen und die Gelenke belasten. Haben Sie Taubheitsgefühle oder Schmerzen beim Tragen der Orthese, dann passt sie nicht richtig.

Der/die Orthopädietechniker:in im Sanitätshaus arbeitet eng mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal zusammen, um die optimale Passform und Funktion für die Orthese zu erreichen. Zudem wird das Hilfsmittel im Laufe der Therapie neu angepasst oder verändert, wenn erforderlich. Auch bei Problemen bietet das Sanitätshaus eine kompetente Beratung. Nutzen Sie unsere Fachhändler-Suche, um eine:n Ansprechpartner:in in Ihrer Nähe zu finden.

 

Bildnutzung mit freundlicher Genehmigung von Bauerfeind AG.